Kernkraft
Die Ethikkommission empfiehlt den Austieg aus der Atomkraft bis 2020, die Technik berge zu viele Risiken. Eines davon ist die Bedrohung durch Flugzeugabstürze und Erdbeben. Teil 1 der Serie.
Einen Ausstieg aus der Kernkraft bis spätestens 2021 – das empfiehlt die von Angela Merkel eingesetzte Ethikkommission. Deren Empfehlungen sollen – ebenso wie der Bericht der Reaktorsicherheitskommission, der am kommenden Sonntag abgeschlossen sein soll, in die Energiestrategie der Bundesregierung einfließen. Bereits vorab wurde bekannt: Man setze lieber auf eine Technik, „die weniger Risiken biete“ – unter anderem bei Flugzeugabstürzen und Erdbeben.
Für Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, ist die Sache klar. „Weil die deutschen Atomkraftwerke nicht ausreichend gegen Flugzeugabstürze geschützt sind, brauchen wir über weitere Sicherheitsmängel eigentlich nicht zu diskutieren“, sagt er – zumindest mit Blick auf die sieben ältesten Meiler. Auch die Ethikkommission empfiehlt, diese Reaktoren, die derzeit vorläufig abgeschaltet sind, nicht mehr ans Netz zu lassen.
In den frühen 70ern, als zum Beispiel Biblis A gebaut wurde, waren die Sicherheitsstandards an die damaligen Verhältnisse angepasst: „Abstürze von Passagiermaschinen waren zu diesem Zeitpunkt kein Thema“, sagt Hans-Josef Allelein, Professor für Reaktorsicherheit in Aachen. Gegen den Einschlag eines 20 Tonnen schweren Militärflugzeuges – wie etwa der „Phantom“ – ist nur die neueste Generation der Atomkraftwerke in Deutschland geschützt. Ob sie auch den Absturz eines Passagierflugzeuges wie dem Airbus A380 überstehen würden, wird in dem Bericht zu den Stresstests der Reaktorsicherheitskommission offenbar, der am kommenden Sonntag vorlegen wird.
Verbesserungsvorschläge fanden kein Gehör
Vorschläge zur Verbesserung der Sicherheit gab es über die Jahre viele – besonders nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 – doch umgesetzt wurde nur marginale Kosmetik. So schlug etwa die Deutsche Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) vor, die Fundamente der AKW deutlich zu verstärken. Über die bestehenden Reaktorgebäude sollte eine weitere Barriere aus Stahlbeton gebaut werden, wie bei einer russischen Matroschka-Puppe. „Das ist eine reine Frage des Betonbaus, und damit wiederum eine Frage des Geldes“, ergänzt Allelein.
Eine weitere Idee: Die Atomkraftwerke mit 40 Meter hohen Beton-Gittern vor Flugzeugabstürzen zu schützen. „Man muss den Flugzeugen eine große Masse entgegenstellen“, erklärte der Karlsruher Baumechaniker Josef Eibl schon 2004. Er war unter anderem lange Jahre Mitglied der Reaktorsicherheitskommission. Die Idee des inzwischen emeritierten Professors.
In der Konstruktion sollen Flugzeuge hängen bleiben oder zumindest so viel Geschwindigkeit verlieren, dass sie dem Reaktorgebäude keinen Schaden mehr zufügen können. Die Idee beruht auf Versuchen, die in den USA gemacht wurden, und wäre konstruktionstechnisch „kein achtes Weltwunder“, sagte Eibl damals. Und: Die Kosten entsprächen ungefähr dem Wert von 20 Tagen Stromerzeugung, seien also bezahlbar. Zusätzlich schlug Eibl vor, ein Stahlnetz zehn Meter über der Kuppel anzubringen – als Schutz gegen einen Hubschrauber oder gegen Sprengstoff, der von oben herab geworfen werden könnte.
In eine ähnliche Richtung geht die Idee des Erfinders Egon Evertz. Inspiriert von Fesselballons, die im Zweiten Weltkrieg neben deutschen Städten schwebten und Schutz vor Bombern bieten sollten, entwickelte der Solinger Stahl-Unternehmer einen Schutz aus pyramidenförmig gespannten Stahlseilen. Die werden in diesem Konzept – wie ein Zirkuszelt – über dem Reaktorgebäude aufgespannt und sollen anfliegende Flugzeuge zerstören.
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